Als geistigem Vater dieser Gruppe, die sich mittlerweile als nicht nur musikalische, sondern auch als  weltanschauliche Institustion etabliert hat, obliegt es mir auch, ihre Entwicklunng und ihr Hervortun 
aus dem Untergrund denjenigen mitzuteilen, die sich dafür interessieren (um unbescheiden zu sein, in unseren Kreisen gab es energische Zweifler, die, nachdem sie erst einmal unsere Botschaft gehört hat-
ten, verstärkt ihr Augenmerk auf diese ungewöhnlichen Geister richteten, so dass man behaupten kann, 
im Mittelpunkt intellektuellen Interesses zu stehen). Es fällt schwer, einen zeitlichen Anfang für unsere Bewegung zu setzen, sogar mir, aber die ersten von uns trafen sich wie ich meine bei einer Kleiderspen-
de für rumänische Waisenkinder.

Klausz – er war damals noch weissrussischer Staatsbürger – und Günning hatten sich freiwillig gemeldet, um dem Müßiggang zu entgehen und etwas Nützliches zu vollbringen. Einer der Helfer war beim pausie- ren rückwärts vom Laster gefallen und hatte sich einen Halswirbel gebrochen. Dringend wurde ein Arzt gebraucht. Ich schrieb an einer fesselnden Dissertation über chronische Atemwegserkrankungen bei Lurchen, und deshalb riss mich das Klingeln des Telefons roh aus meiner Arbeit. Ich weiss immer noch nicht, woher die zwei meine damalige Nummer hatten, aber sie halfen mir, den Verletzten ins Hospital zu tragen und wir wurden Freunde. Ich kannte Günning noch von früher, bei meinem Psychiatriepraktikum war er mir in der Klinik schon mal aufgefallen, da er unter einer, wie man damals meinte, unheilbaren Zwangs- vorstellung litt, wobei er glaubte, nachts von gefräßigen Maulwurfmännern geholt zu werden, die seine Einge- weide dann – zurück in der Erde – unter sich Aufteilten. Es wurde dann aber diagnos- tiziert, dass er sich lediglich in den Mittelpunkt drängen wollte, und deshalb Krankheiten an sich erfand. Bei uns steht er als Sänger im Vordergrund. Die obengenannte Zwangsvorstellung wurde übrigens von einem Dänen namens Kalleson 1993 erstmals erfolgreich therapiert. 

Bei einer gepflegten Sauftour stießen wir drei unwiederbringlich auf Leakim, einen eingereisten Rab-
biner, der von dem Sündenpfuhl in dem wir lebten, begeistert war und beschlossen hatte, sein ortho-
doxes Leben aufzugeben. Das muss jetzt wohl sieben, acht Jahre her sein. Jedenfalls trafen wir Lea-
kim in dieser Nachtbar, in der samstagnachts immer ein gewisser Eik mit seinem transvestitischen Be-
gleiter namens Marte auftrat und für Furore sorgte. Leakim begegnete mir im Herrenklo, als ich übers Urinal hängend dem Brechreiz in allen Formen und Farben Ausdruck verlieh. Er konnte selbst nicht mehr stehen und wollte sich schmutzigst am Waschbecken vergehen, als plötzlich diese eklige, aufdringliche Tunte hereintrat. Ich raffte mich auf und gab ihm die Faust zu schmecken. Leakim begriff schnell und 
tat gleiches. Ich stieg über die wimmernde Kreatur, wusch mir Gesicht, Hände und Ärmel und stellte 
mich vor. Er lud mich zu einem Tequila ein und ich akzeptierte, mir ging es ja wieder besser, die Bewe-
gung hatte geholfen. Ich stellte ihm auch Klausch und Günning vor. Klausch wollte heute seine Einbür-
gerung feiern, und da begann Eik die Tasten seiner Orgel zu traktieren. Marte wusste sich dazu gut zu bewegen. Ich hielt ihn damals übrigens wirklich für eine Frau, er war so gut gebaut. Obwohl ich nicht 
viel von Musikern halte, die sich billig verkaufen, kamen wir später mit den beiden ins Gespräch.

Was mich aber den ganzen Abend störte waren die Prostituierten, die nicht von meiner Seite wichen um vielleicht etwas Geld zu bekommen, damit sie ihre jämmerliche Existenz erhalten konnten. Ich hätte mich jedenfalls nicht mit ihnen anlegen sollen, da mich ein gewisser Achmed (der Name soll jetzt nicht ste-
reotyp klingen), der sich selbst aber einen schwed- ischen Vornamen gab, zu seinem Tisch bat. Er musste der Besitzer des Ladens sein, so dass ich damit rechnete,  dass ich, wenn ich lebend hier herauskommen sollte, es wohl in einem sehr hohen Bogen täte.  Es stellte sich aber heraus, dass er Schlagzeug spielte, 
zwar nicht so gut wie ich Gitarre,worauf wir beschlossen mich nicht zu töten,sondern eine Band zu grün- den. Klausch konnte auch etwas Gitarre spielen, Günning ganz passabel singen, Leakim versprach, Bass zu lernen und Eik liess sich als Pianist rekrutieren. Marte sollte als Tänzerin beibehalten werden.

Bevor Marte als Homosexueller Beziehungen einging, war er mit einem leichten Mädchen zusammen ge-
wesen, das einen Bruder hatte, der einen gewissen Moe kannte. Dieser Moe hatte als Kind einmal zuge-
sehen, wie jemand Trompete spielte und ließ sich dazu überreden, selbige bei uns zu blasen. Er konnte das Geld ja gut gebrauchen, da er im letzten Monat Schulden gemacht hatte, außerdem hatte er Proble-
me mit dem Gesetz. Er war nämlich ein gesuchter Kurpfuscher, der Notleidenden das letzte Hemd auszug. Aber er konnte sogar noch einen Trompeter auftreiben, der ihm bisweilen bei den Proben ein bisschen half. Ich weiss auch heute nicht viel über diesen Kerl, weil man ihn nicht so oft zu Gesicht bekommt. Der Einfachheit wegen nannten wir ihn Meier.

Nun ja, ich bin selbst etwas erstaunt darüber, wie das Schicksal manchmal seinen Lauf nimmt, in welch fantastischen Situationen Menschen zusammenfinden und ein Stück des Weges gemeinsam gehen. Wie 
aus anfänglichen Feinden Freunde werden, sich zu Meistern ihrer Gemeinsamkeiten mausern und andere
in ihrem Rausch mitreissen. Lassen auch SIE sich mitreissen, wenn es wieder heisst: HOBA-Allstar-Mob, schalalalala...

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Hochachtungsvoll
                                  Dr.Rüdiger Retfa